Stellungnahme zur Aussage des Rektors zum Transparenzgesetz



Der Uni-Rektor beklagte sich am 12.4. im Weser-Kurier über einen massiven Rückgang privater Drittmittel. Im Wortlaut heißt es dort: „Der Rektor sieht einen Zusammenhang mit der Debatte um die umstrittene Stiftungsprofessur des Luft- und Raumfahrtkonzerns OHB. Der heftige Widerstand gegen das industrielle Engagement wegen vermuteter Rüstungsforschung habe bei vielen Unternehmen offenbar die Lust auf weitere Aufträge schwinden lassen. Wenig hilfreich sei auch das vor einem Jahr in Kraft getretene neue Hochschulgesetz, das die Uni zum Führen einer öffentlich zugänglichen Forschungsdatenbank für Drittmittelprojekte verpflichtet. Darin sind Inhalte und Ziele der Vorhaben ebenso zu nennen wie Fördersumme und Identität des Auftraggebers. Potenzielle Interessenten wollten aber nicht in mögliche Diskussionen hinein gezogen werden“.

Die Aussage macht deutlich, dass der Rektor offenbar nicht der Überzeugung ist, dass an erster Stelle Universitäten eine gesellschaftliche Verantwortung zukommt, die sie unabhängig von ihrer finanziellen Lage zu erfüllen haben. Einzig wichtig scheint ihm zu sein, dass private Geldgeber auch künftig der Bremer Uni massenhaft Drittmittel bescheren – und dabei stört es ihn überhaupt nicht, wenn diese Geldgeber Rüstungsunternehmen sind und ihre Geschäfte mit dem Krieg machen. Dieses Beispiel zeigt schließlich auch, wie ausgeprägt die Drittmittelabhängigkeit von Universitäten derzeit ist. Diese Abhängigkeit wird vom Rektor nicht als Problem erkannt und er folgt damit der kapitalistischen Denkweise der wirtschaftlichen Verwertbarkeit von Wissen und Wissenschaft.

Wir fordern, dass eine Universität, die sich durch einen AS-Beschluss zu ziviler Forschung bekennt, auch dementsprechend handeln soll. Und das bedeutet: Keine Rüstungsforschung und keine Drittmittel von Rüstungsunternehmen!

Um dieses zu gewährleisten braucht es mindestens Ehrlichkeit und Transparenz. Die militärische Verwertung von ziviler Forschung nimmt immer weiter zu. So muss selbstverständlich jedes Projekt unter diesen Gesichtspunkten betrachtet werden. Dabei bedarf es nicht nur der kritischen Einschätzung einzelner Forscher_innen, sondern auch einer breiten und kritischen Öffentlichkeit.

Diese Stellungnahme wurde verfasst vom Referat für Universität und Wissenschaft im gesellschaftlichen Diskurs und dem Referat für Kritische Wissenschaft
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2 Kommentare

  1. Mein Dank dem ASTA, der Studierendenvertretung an der Universität Bremen für die Information.
    Dem Referat für Universität und Wissenschaft im gesellschaftlichen Diskurs und dem Referat für Kritische Wissenschaft ist zuzustimmen.

    Ich unterstütze die Forderung, dass eine Universität, die sich durch einen AS-Beschluss zu ziviler Forschung bekenngt, auch dementsprechend handeln soll. Und das bedeutet: Keine Rüstungsforschung und keine Drittmittel von Rüstungsunternehmen!

  2. Ich finde die Daten bezüglich des Rückgangs der Forschungsmittel von Firmen undurchsichtig. Generell ist von Drittmitteln die Rede; das umfasst nicht nur Mittel aus der Wirtschaft und ihre Interpretation (Schuld seien der Protest gegen die OHB-Stiftungsprofessur und die Zivilklausel) voreilig und völlig einseitig. Vom Rektor einer wissenschaftlichen Universität sollte man erwarten können, dass die Analyse der Gründe des Rückgangs von Forschungsmitteln differenzierter und mit Bedacht vorgenommen wird. Die Gründe, die der Rektor nennt, bleiben an der Oberfläche und sind Vermutungen. So könnte man genauso behaupten, dass die Auszeichnung der Uni als „exzellent“ dazu beigetragen hat, seitens der Wirtschaft mit privaten Forschungsgeldern zu knausern. Motto: Die Uni hat doch genug Geld aus dem Exzellenzprogramm erhalten. Wozu da Firmengelder vergeuden? Wenn die vom Rektor genannten Gründe allerdings stimmen würden, wäre das ein großer Erfolg der Friedensbewegung; weniger, am besten kein Geld aus der Wirtschaft für Handlangerdienste im Interesse der Rüstungsindustrie ist doch genau unser Anliegen! Vielen Dank für dieses Lob, Herr Rektor!

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