Ärger mit dem Prüfungsamt

Wer  kennt  es  nicht? Fast jede*r Student*in der Fachbereiche 6 bis 12 hatte schon einmal Probleme mit pabo/flexnow und dem Zentralen Prüfungsamt (ZPA). Intransparente Strukturen und überlastete Mitarbeiter*innen erhöhen den Studienaufwand erheblich und lassen viele von uns verzweifeln. Nicht wenige werden aufgrund einer im Uni-Stress schnell unterlaufenen Unachtsamkeit exmatrikuliert und können in Folge ihr Studium in ganz Deutschland nie wieder fortsetzen.

Das ist seit langem traurige Wirklichkeit. In den letzten Wochen hat das ZPA jedoch Neuerungen eingeführt, die zu bürokratische Schikanen von bisher ungekanntem Ausmaß führen. So werden  An- und Abmeldungen von Prüfungen außerhalb der An- bzw. Abmeldezeiten nur noch in begründeten Ausnahmefällen akzeptiert. Student*innen sind dabei in der Beweispflicht und müssen zum Beispiel nachweisen, dass sie über den gesamten Anmeldezeitraum krank waren, oder dass technische Probleme vorliegen.

Deutlich gravierendere Konsequenzen bekommen all jene zu spüren, die sich für ein Modul angemeldet, aber sechs Wochen nach Semesterende noch keine Note erhalten haben – sei es, weil noch keine Prüfungsleistung abgelegt wurde (z.B. auf Grund von Absprachen mit Dozent*innen) oder da die Note schlicht noch nicht eingetragen wurde. Ungeachtet der Gründe ersetzt das ZPA eigenmächtig fehlende Ergebnisse mit einer Fünf  und lässt Studierende somit durchfallen. Eine eingetragene Fünf führt dazu, dass Student*innen nach drei Folgesemestern automatisch exmatrikuliert werden, sofern die Prüfung in der Zwischenzeit nicht erfolgreich abgelegt wurde.

Student*innen mit einem seit mehr als drei Semestern ausstehenden Prüfungsergebnis haben daraufhin Ende Januar einen Bescheid vom ZPA erhalten, wonach ihnen die Exmatrikulation drohe. Auf Anraten des AStA haben zahlreiche betroffene Student*innen gegen diesen Bescheid Widerspruch eingelegt. Mit der Drohung, eine die Exmatrikulation aufschiebende Kulanz-Frist von zwei Semestern könnte wieder aufgehoben werden, wurde ihnen daraufhin von ZPA-Mitarbeiter*innen geraten, den Widerspruch zurückzuziehen.

Der AStA ist entsetzt über diese einschüchternden und erpresserischen Methoden des ZPA. Das ZPA überschreitet eindeutig seine Kompetenzen! Es ist die Aufgabe des ZPA, die Noten der Student*innen zu verwalten und nicht, eigenmächtig Noten zu vergeben. Generell ist eine Note nur dann gerechtfertigt, wenn sie auf einer Prüfungsleistung basiert, die tatsächlich benotet wurde. Das ZPA deutet jedoch eine Anmeldung als ersten Prüfungsversuch, was klar gegen die Prüfungsordnung verstößt, nach welcher die Frist zur Wiederholung von drei Folgesemestern erst mit dem erstmaligen Ablegen der Prüfung beginnt (AT-BPO/ AT-MPO §21).

Hintergrund der Neuerungen ist der vom Rektorat erteilte Auftrag, das ZPA in Folge von Personalabbau neu zu strukturieren und zu entlasten. Beauftragt wurde hierfür eine externe Consulting-Agentur. Ein Uni-interner Lenkungskreis ohne studentische Beteiligung sollte den Prozess begleiten. Das eigenmächtige Eintragen von Noten ist ein Ergebnis dieser Restrukturierung. Es stellt einen massiven Eingriff in den Studienverlauf  dar und ist eine Disziplinierungsmaßnahme von bisher ungekannter Schärfe. Das ZPA verstärkt mit diesem fragwürdigen Vorgehen den seit Beginn der Bologna-Reform ohnehin massiv erhöhten Leistungs-, Zeit- und Effizienzdruck. Das Prüfungsamt zwingt mit der Praxis Fünfen einzutragen Studierende nicht nur dazu, Prüfungen innerhalb eines bestimmten Zeitraumes abzulegen, sondern sorgt auch dafür, dass Druck von Student*innen auf Lehrende ausgeübt wird. Da das ZPA keine rechtliche Handhabung gegenüber Lehrenden hat, sollen nun Studierende eine schnelle Korrektur beantragen. Es ist jedoch nicht die Aufgabe der Student*innen, Erziehungsarbeit gegenüber ihren Dozent*innen zu leisten!

Wehren wir uns dagegen!

Ein Prüfungsamt sollte uns Student*innen beim Studieren unterstützen. Stattdessen legt es uns zusätzlich Steine in den Weg. Um unseren Protest gegen das Vorgehen des ZPA laut und sichtbar werden zu lassen, bedarf es konkreter Aktionen. Nur wenn wir unbequem genug sind, werden wir auf politischer Ebene Gehör finden und in der Lage sein, Dinge zu verändern. Lasst uns gemeinsam überlegen, wie ein breiter und effektiver studentischer Widerstand gegen das ZPA aussehen kann, denn: Die Neuerungen des ZPA gehen uns alle an!

Kommt deshalb alle Dienstags um 16 Uhr auf die AStA-Etage zum Protestplenum!

Wir fordern…

… dass  das  ZPA das eigenmächtige Eintragen von Noten unterlässt. Die im Zuge der aktuellen Praxis verschickten Bescheide müssen zurückgenommen werden und betroffene Student*innen, die Widerspruch eingelegt haben, dürfen nicht weiter eingeschüchtert werden.

… die Abschaffung der Wiederholungszeit von drei Semestern beim Ablegen von Prüfungsleistungen. Die Entscheidung, in welchem Zeitrahmen die erforderlichen Prüfungen abgelegt werden, muss von Studierenden selbstbestimmt getroffen werden können.

… die Abschaffung des ZPA. Ein zentrales Amt im Personalnotstand kann den individuellen Bedürfnissen von Studierenden aus sieben verschiedenen Fachbereichen nicht gerecht werden. Der AStA fordert daher auch für die Fachbereiche 6 bis 12 die Einrichtung dezentraler Prüfungsämter. Anderenfalls muss das Personal des ZPA massiv gestärkt werden.