„Soll ich dir was in die Fresse hauen?!“: Zum Umgang der Humbold-Universität zu Berlin mit linken Studierenden

Jörg Baberowski beim Abreißen des Plakats "Stoppt rechte Angriffe auf kritische Studierende"
Jörg Baberowski beim Abreißen des Plakats "Stoppt rechte Angriffe auf kritische Studierende"

Im Wahlkampf zum Studierendenparlament 2020 lief der Professor Jörg Baberowski über den Campus und riss Plakate der studentischen IYSSE ab. Als ihn der Sprecher der Gruppe damit konfrontierte, schlug Baberowski ihm das Handy aus der Hand und drohte ihm damit, ihm „was in die Fresse zu hauen“, sollte er das Filmen nicht sein lassen.

Der betroffene Student versuchte bei der Präsidentin der HU Dienstaufsichtsbeschwerde gegen diesen Angriff durch einen Universitätsprofessor auf sich und den Wahlkampf der IYSSE einzureichen. Diese nahm die Beschwerde nicht entgegen, sondern meinte, sie könne den Angriff „menschlich nachvollziehen“. Darum legte der Sprecher der IYSSE die Dienstaufsichtsbeschwerde bei der nächsthöheren Stelle nun gegen die Präsidentin der HU ein.

Jörg Baberowski ist ein Professor, der in seinen Arbeiten geschichtsrevisionistische Thesen verbreitet und rechtsradikalen Forderungen nach einem starken Staat und restriktiver Migrationspolitik einen pseudo-wissenschaftlichen Anstrich verleiht. Er vernetzt sich mit Akteur*innen, die für denselben autoritären Spin eintreten, und pöbelt gegen linke Studierende, die daran etwas auszusetzen haben.

Der AStA der Uni Bremen solidarisiert sich mit den Studierenden in Berlin, die sich gegen das neurechte Netzwerk um Jörg Baberowski stellen. Die Präsidentin der HU als Unterstützerin Baberowskis steht dabei nicht außen vor.

Der Widerstand gegen Rechts kann dabei nicht in der Delegation an übergeordnete Stellen aufgehen. Insofern ist die laufende Dienstaufsichtsbeschwerde nicht mehr als eine Möglichkeit, Kunst und Baberowski das Leben ein bisschen schwerer zu machen. Die antifaschistische Arbeit gegen rechte Standpunkte und ihre Akteur*innen ist und bleibt Handarbeit von unten.

Sabine Kunst hat als Präsidentin nicht den Zweck, die HU zum antifaschistischen Bollwerk zu machen, sondern ihr einen guten Platz in der nationalen und internationalen Standortkonkurrenz zu sichern. Einer kritische mediale Befassung mit einem prominenten Professor der HU, die ein schlechtes Licht auf die HU werfen würde, steht zu diesem Interesse eben im Widerspruch.

Mit ihrer ungebrochenen Solidarität mit Baberowski im Akademischen Senat – selbst im Kontext direkter Angriffe auf linke Studierende – nimmt sie indes stärkere Partei für ihn ein als sich schlicht aus dem Verhältnis ihrer beiden Ämter nachvollziehen lässt. Dass Kunst zu der inhaltlichen Kritik am Rechtsradikalen nichts anderes einfällt, als dass es üble Nachrede sei, liegt daran, dass sie seine Standpunkte nicht abwegig findet und die Verfolgung seiner Agenda unterstützt.

Abzuwarten bleibt, wie der SPD geführte Berliner Senat, bei dem die Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Kunst nun liegt, sich positioniert. Mit Unterstützung antifaschistischer studentischer Kämpfe gegen Baberowski und die Parteigenossin Kunst ist nicht zu rechnen.